Sonntag, 28. Februar 2016

Aus dem Fuhrpark XVII: Vickys wundersame Veränderung

Traurig lag der Victoria-Rahmen auf einem Fahrradflohmarkt herum. Ein typisches Schlachtopfer im Dornröschenschlaf: keine Laufräder, Kurbeln oder Lenker. Nur Tretlager und Gabel samt Steuersatz und offenbar nachgerüsteter Vorbau steckten in dem mitgenommenen Rohrsatz. Eigentlich Schrott. Und doch: Als ein paar Sonnenstrahlen auf den metallicroten Lack fielen, leuchtete mich das Fahrradskelett plötzlich verführerisch an. Schriftzüge und Embleme waren stellenweise abgeschuppert, hier und da aber ganz okay. Der Lack zwar pateniert, aber er strahlte eine anziehende Qualitätsanmutung ab. Daraus muss doch noch was zu machen sein. Nach kurzer Verhandlung mit dem Verkäufer nahm ich den alten Victoria-Rahmen für 15 Euro mit. Anschließend lag er jahrelang in meiner Werkstatt. So weit die Vorgeschichte. Vor ein paar Wochen kramte ich ihn hervor und machte mich an die Arbeit.
Der Auffindzustand: Dieses Skelett eines Victoria Vicky kostete mich 15 Euro

Samstag, 27. Februar 2016

Fahrradteile: Darf's etwas teurer sein?

Im Baumarkt sowie bei Aldi und Co gibt es zeitweise Discount-Fahrräder für 150 Euro - voll ausgestattet mit Lichtanlage, Gepäckträger und Schaltung. Gerne wüsste ich, wie der Einkaufspreis für so eine Schnäppchen-Bike in China ist: 75 Euro? 50 Euro? Oder noch weniger? Aber es geht auch anders. Der Gegenpol zur günstigen Supermarktware sind sauteure Fahrradteile, die schnell ein Vielfaches von einem vollständigen Billig-Bike kosten. Und dabei sind sie oft eher klein und unscheinbar. Ich habe mich da mal auf die Suche gemacht und Erstaunliches entdeckt.
Conti-Fahrradreifen zum Kaviar-Preis: Knapp 400 Euro UVP kostet der Schlauchreifen von Continental - pro Stück!

Sonntag, 14. Februar 2016

Nachruf: Helmut Niemeier ist tot. Er wird fehlen.

Die traurige Nachricht erreichte mich heute morgen: Helmut Niemeier ist tot. Schock! Mit ihm geht nicht nur eine echte Fahrradpersönlichkeit, die nicht zu ersetzen ist, sondern auch ein Freund. Ja, Helmut war mein Freund. Einer, der erst in reiferen Jahren dazu geworden ist. Einer, den ich sehr schätzte. Einer, mit dem ich nicht immer einer Meinung war, aber mit dem man immer fair und konstruktiv streiten konnte. Solche Menschen sind selten. Es geht ein Mann mit Ecken und Kanten von uns. Ein Mann von kleiner Statur, aber großem Charakter. Ein leidenschaftlicher Mann. Helmut war meinungsstark und temperamentvoll, hatte Eigenarten und Liebenswürdigkeiten. Vor meinem geistigen Auge ziehen heute viele Situationen, Erlebnisse und Begegnungen mit Helmut vorbei.

Irgendwo in der Heide traf ich ihn bei einer RTF an der letzten Kontrollstelle. Er war, wie immer zwar früh gestartet, ließ sich dann aber wohl aus mehreren Gruppen nach hinten fallen. Hier ein paar Fotos, da ein Schwätzchen, an der K2 ein paar Schokoküsse... - Helmut fuhr nie um gute Zeiten, Strava-Credits oder Trophäen. Er schätzte den Kontakt zu anderen Radfahrern, konnte sich über Wetterphänomene begeistern und an der Landschaft erfreuen. "Nun guck Dir diese Wolken an", war so ein typischer Helmut-Spruch, bei dem er seine Kamera Richtung Himmel hielt und das schöne Bild einfing. In der Tat war der Himmel mit seinen spektakulären Schäfchenwolken heute besonders dramatisch. Ohne Helmut hätte ich das so nicht wahr genommen. Und vielen Teilnehmern machte er mit der unermüdliche Pflege seiner Internetseiten später am heimischen Rechner eine Freude. Ganz klar: Ein RTF ohne Helmut war irgendwie keine richtige RTF.

Später fing es an zu regnen. Helmut kurbelte genauso stoisch weiter wir er redete. Über Politik, Feuerwehr, Radsport oder Pferdehaltung - Helmut hatte zu fast jeder Thematik eine Theorie oder Meinung. Ein Mann mit Sendungsbewusstsein. Aber immer "Open Minded" wie es neudeutsch heißt. Neue Veranstaltungen oder Treffen wie die Critical Mass begleitete er stets mit einem gewissen Grundoptimismus, sparte aber nicht mit Kritik, wenn ihm was nicht gefiel. So war Helmut weit mehr als der Radsport-Chronist in Norddeutschland und Umgebung, sondern ein Fahrradförderer im breiteren Sinne.

Ach Helmut, Du wirst mir fehlen. Deine nächtliche Anrufe, Deine Handy-Frage nach dem CM-Treffpunkt, obwohl die Veranstaltung bereits seit zehn Minuten lief, Dein Fluchen auf Navis, Handys oder Selfiesticks - all das soll es jetzt nicht mehr geben? Kaum vorstellbar und schmerzhaft.

Ich könnte noch so viel über Helmut und seine HFS berichten, aber das, was er hinterlässt, spricht ja für sich selbst. RIP Helmut. Meine Gedanken sind bei seiner Frau Lila und seiner Familie. Mögen sie die Kraft haben, die sie jetzt brauchen.

Falls es nicht dem Willen der Familie widerspricht, wünsche ich mir, das Rago-Initator Hans-Joachim Burkhard die Trauerrede hält. Ausserdem sollte es eine Helmut-Niemeier-RTF geben. Und auch eine Schweigetour durch Hamburg wäre sicherlich in seinem Sinne.

Vor gut 1,5 Jahren hatte ich Helmut schon mal ein Portrait gewidmet. 

Nachtrag vom 27. Februar 2016: Ich wünschte es wäre anders. Gut zwei Wochen ist Helmut nun tot. Mein Nachruf und ein Portrait über ihn erzielen seit dem jede Menge Zugriffe. Ja, sie sorgen sogar für Rekordzahlen auf meinem Blog. Das zeigt, wie bekannt, beliebt und wichtig Helmut war. Eine echte Fahrrad-Persönlichkeit, die mich letztendlich auch auf die Idee brachte, meinen Blog St-Pedali ins Leben zu rufen. Uneigennützig hat Helmut immer wieder von HFS auf meine Seiten verlinkt. Das ist alles andere als selbstverständlich, auch wenn ich völlig unkommerzielle Ziele mit meinem Fahrradblog verfolge. So viel Klicke wie jetzt, hatte ich auf meinem Blog noch nie. Ich wünschte, Thema und Anlass dafür wären andere.

Helmut zu Ehren fand gestern die Februar-Critical-Mass statt. Einen kurzen Bericht darüber findet Ihr nicht hier auf St-Pedali, sondern selbstverständlich auf Helmuts-Fahrrad-Seiten.

Montag, 1. Februar 2016

Vintage-Klappräder: Manuel mag es bunt und nostalgisch

Manuel vom Klapprad Club Hamburg mit einem Teil seiner Sammlung
Mein Faibel für alte Klappräder führt immer mal wieder zu Überraschungen. Auf der Suche nach einem Geschenk für meinen Bruder landete ich bei Manuel. Manuel hatte ein 16-Zoll Graziella bei E-Bay-Kleinanzeigen im Angebot - ein perfektes Präsent fürs Bruderherz. Vor Ort erfuhr ich dann von Manuel, dass er den Klapprad Club Hamburg gegründet hat und er sich speziell der Pflege und Restaurierung von Vinatge-Klappräder verschrieben hat. Da konnte es natürlich nicht bei diesem einen Besuch bleiben und wir verabredeten uns zu einem weiteren Termin, damit er mir seine Sammlung zeigen konnte und um über historische Klappis zu plaudern.