Freitag, 4. Dezember 2015

Playboy im Spiegel: Nackte Haut und Fahrräder

Der Spiegel wusste es
schon 1980: Das Rad
liegt im Trend
Der Playboy lockte 1986
mit einem Rennrad Leser:
halbnackte Wahrheiten
Die Welt ändert sich, keine Frage. Auch und besonders im Bereich der populären Kultur und Magazinmache. Beweis Nummer eins: Der legendäre Pirelli-Kalender - bislang maschomässig wenn auch kunstvoll von den Italienern als Edelprodukt mit viel nackter Haut in Szene gesetzt - gibt sich in der 2016ern Auflage ausgesprochen gezügelt. Yoko Ono ist mit Zylinder im Kalender zu sehen. Und Patti Smith. Und Mellody Hobson. Die Damen sind nicht nackt. Das ist bemerkenswert. Erstmalig geht es um ihren Lebenslauf, ihr Charisma und nicht ihre Maße.

Da passt es gut ins Bild, dass der Playboy - also das US-Original - ebenfalls Abschied nimmt von der  Nacktheit. Pam Anderson ist das letzte Covergirl, dass sich entkleidet auf der aktuellen Ausgabe zeigt. Schluss. Aus. Vorbei. Ab 2016 nimmt das Hugh Heffner Blatt Abschied vom FKK und geht in die Textilbranche - Beweis Nummer zwo. Eine Revolution!

Aber was, bitte schön, hat das alles mit Radfahren zu tun? Bitte weiterlesen und ihr werdet es erfahren. Und erblicken.
Ob auch im Pirelli-Kalender je ein Fahrrad zu sehen war, ist mir nicht bekannt. Das Ding ist schlicht zu exklusiv. Nur 20000 Exemplare werden gedruckt und weltweit an VIP verteilt. So weit ich weiß, ist er unverkäuflich. Ein Sammlerobjekt und Spekulationsobjekt. Da die Reifenmarke Pirelli, anders als Conti und Michelin, keine Fahrradreifen herstellt, bezweifle ich, dass Bike-Motive in der 50jährigen Geschichte des Kalenders je eine Rolle spielten.
US-Playboy August 1971: Damals gab es nur wenig
nackte Haut. 2016 kehrt das Kultblatt zurück zu
bekleideten Models

Anders ist das mit dem Playboy. Die US-Ausgabe vom August 1971 ziert eine kanarienvogelgelbe Rennmaschine, davor ein dauergeweltes Model in Hot Pans und Flower Power Look. Nackte Haut? Nee, 1971 waren die Vereinigten Staaten da noch zurückhaltend. 2016 geht es also mit dem Playboy "back to the roots". Mal sehen, vielleicht gibt es bald wieder einen Fahrradtitel zu sehen. Ach, das gelbe Bike ist übrigens von Schwinn, Typ Sports Tourer mit Schalthebeln am Vorbau-Rohr. Oder interessieren hier etwa jemanden andere Details?

Im Heft selbst findet sich auf Seite 93 tatsächlich eine Fahrrad-Story? Auch hier ist nichts mit nackter Haut. Im Gegenteil: "The Bike Boom" heißt die Überschrift. Darunter ein Tandem. Könnte also auch 2015 sein. Back to the roots eben. Die Rubrik mit der Geschichte heißt "modern living" - wie erwähnt: Das klingt irgendwie hochaktuell.

Das soll der Playboy sein? Richtig, er ist es. Die August-Ausgabe 1971 hat im Innenteil dieses Fahrradthema


Rund 15 Jahre später wagte sich auch der deutsche Playboy an einen Fahrradtitel. Auf dem Cover zu sehen ist eine leicht, ja sehr leicht bekleidete Dame, die ein markenloses (warum nur?) Stahlrennrad pedaliert - im Wiegetritt wohl gemerkt. Die Stellung der Schalthebel zeigt, das sie im fünften Gang fährt. Mehr ist nicht zu sehen! Oder doch? Doch klar, die windigen Klamotten verdienen einen genaueren Blick. Mein Lieblingsdetail: die gehäkelten Sporthandschuhe. Den Klettverschluss ziert doch tatsächlich ein in Leder geprägter Playboy-Bunny. Herrlich!



Playboy Mai 1986
Auf der Doppelseite 184/185 findet sich dann also die "Titelstory". Das Covergirl ist verschwunden. Statt dessen sehen wir drei Fahrräder und etliches an Zubehör - eben alles, was anno 1986 angesagt war. Ein schickes MTB von Rossin beispielsweise, noch ganz ohne Federung. Oder ein Colnago Nuovo Mexico oder ein Gitane Sportrad, dazu die aerodynamische Campa Wasserflasche für 33 D-Mark, die heute sicherlich diesen Preis in Euro erzielen dürfte. Mitte der 80er kamen auch die ersten Klickpedalsystem auf, darum fehlt auch Pionier Look auf diesen Playboy-Seiten nicht. Schließlich lautet der Vorspann - "Spielsachen für Männer, die das beste wollen".




Sexy Fotos und Fahrräder sind natürlich ein weites Feld. Sehr bekannt und spannend ist das Album Jazz der legendären Rockband Queen. Es wurde 1978 veröffentlicht und sorgte neben den Songs auch mit einer provokanten Beilage für Aufregung. Dem Album lag nämlich ein Ausklapp-Poster bei, auf dem 65 nackte Frauen im Wimbledon-Stadion am Start stehen. In den USA durfte das Nacktbild nicht beigelegt werden.

Sinn und zwecks des Bildes war es, den PR-Film Bicycle Race zu bewerben. Der Legende nach waren die Rennräder vom Fahrradhersteller Halfords ausgeliehen. Und der weigerte sich anschließend, die benutzten Sättel zurück zu nehmen und schrieb Queen ein Rechnung für die Ersatzbeschaffung. Nette Story! Hat vielleicht jemand einen dieser Sättel. Ich wäre interessiert. Für meine Vitrine.


So weit das Thema Queen und Playboy. Doch nicht nur die Funzeitschriften nehmen das Fahrrad immer wieder in den Fokus, sondern auch der Focus. Und der Spiegel! Wann? Beim Focus war das Fahrrad zuletzt im April 2015 Titelthema. Mit dem Playboy aufnehmen kann es das Spiegel-Cover vom Mai 1980. Und so schließt sich der Kreis. Playboy wird wie Spiegel, Spiegel war wie Playboy. Die Welt ändert sich.



1 Kommentar:

  1. Zitat: "Im Heft selbst findet sich auf Seite 93 tatsächlich eine Fahrrad-Story? Auch hier ist nichts mit nackter Haut."
    Kein Wunder, man kauft doch den Playboy hauptsächlich wegen der gut recherchierten Artikel. ;)

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