Mittwoch, 22. April 2015

Verkehrszählung in der Fahrradstrasse Harvestehuder Weg: Wo(hin) fahren sie denn?

Momke und Olaf bei der Verkehrszählung an der Alster

"Fremd 4210", mit klarer Stimme spricht Momke in ihr Diktiergerät. Auch Olaf schaut konzentriert auf den Harvestehuder Weg. Von rechts nähert sich ein Porsche Cayenne: "Hamburg 11237", diktiert Olaf ins Mikro. So geht das morgens von 5.45 Uhr bis kurz vor Mittag und nachmittags nochmals 15 bis 18 Uhr. Die beiden sind als Verkehrszähler für das Planungsbüro Argus im Einsatz. Das Ziel: Genaue Erkenntnisse darüber gewinnen, ob die neue Fahrradstraße am rechten Alsterufer ihren Zweck erfüllt oder eine Fehlplanung ist.

Momke und Olaf tragen dekorative Warnwesten und stehen mit ihren Diktiergeräten direkt an der Kreuzung Harvestehuder Weg/ Alte Rabenstrasse. Jedes Auto wird verbal dokumentiert. Olaf kümmert sich um die Wagen, die nordwärts fahren. Momke um den Gegenverkehr. Weiter im Norden, Nähe Krugkoppelbrücke, steht ein weiteres Zählteam, ebenso ein Trupp in der Milchstrasse. So lässt sich analysieren, wohin die Autos fahren, ob sie abbiegen oder die komplette Fahrradstrasse befahren - eine klassische Verkehrszählung also.

Aber warum hier? Und warum jetzt? Nun, die neue Fahrradstrasse ist umstritten. Sie war ein Schnellschuss des alten SPD-Senats und wurde vielfach kritisiert.  Und zwar mit Recht: Denn von den Fahrradfahrern wird "Ihre" Fahrradstrasse nur bedingt angenommen. Ich hatte über diesen Umstand schon mal hier berichtet. Für mich ist die Fahrradstrasse ein Flop, weil sich weder Fahrradfahrer noch Autolenker auf ihr wohl fühlen.

Offenbar wurde das jetzt auch von den Verantwortlichen erkannt. Darum wird das Verkehrsverhalten von den Argus-Profis untersucht. Übrigens wird dabei nur  "Fremd" und "Hamburg" plus die Zahlen auf dem Kennzeichen notiert. Aus Datenschutzgründen fehlen die Buchstaben.

Da so eine Zählung aufwendig und nicht eben billig ist, halte es für nicht ausgeschlossen, dass die Lösung im Harvestehuder Weg nochmals überplant wird. Vielleicht sind es ja auch die Grünen, die nun als Regierungspartei im Senat Druck machen.

Als ich heute dort war, fuhr das Gros der Radler wieder eher auf dem Radweg als auf der neu markierten Fahrbahn. Mit der Fahrradstrasse scheint also tatsächlich etwas nicht zu stimmen - trotz der hervorragenden Fahrbahn-Qualität.

Na, ich bin gespannt, was die Argus-Verkehrszählung ergibt und welche Konsequenzen daraus gezogen werden. Wie ich von den Zählern erfahren konnte, wurde bereits das Radfahrerverhalten erforscht. "Fremd 4210" und "Hamburg 11237" gibt es bei Fahrrädern natürlich nicht.

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